Produktbeschreibung
Retatrutid ist ein neuartiges, dreifach agonistisches Peptid, das auf den Glucagon-Rezeptor (GCGR), den Glukose-abhängigen insulinotropen Polypeptid-Rezeptor (GIPR) und den Glucagon-ähnlichen Peptid-1-Rezeptor (GLP-1R) abzielt. Retatrutid aktiviert humanen GCGR, GIPR und GLP-1R mit EC50-Werten von 5,79, 0,0643 bzw. 0,775 nM und Maus-GCGR, GIPR und GLP-1R mit EC50-Werten von 2,32, 0,191 bzw. 0,794 nM. Es dient als wichtiges Forschungsinstrument in der Adipositasforschung und der Untersuchung von Stoffwechselstörungen.
Retatrutid aktiviert effektiv den GLP-1R-Signalweg und stimuliert die glukoseabhängige Insulinausschüttung durch Wirkung auf die GIP- und GLP-1-Rezeptoren. Dieses synthetische Peptid besitzt starke blutzuckersenkende Eigenschaften und wurde als Antidiabetikum für Typ-2-Diabetes (T2D) entwickelt. Es fördert die Insulinfreisetzung und hemmt die Glukagonausschüttung glukoseabhängig.
Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Retatrutid die Magenentleerung verzögert, sowohl den Nüchtern- als auch den postprandialen Blutzuckerspiegel senkt, die Nahrungsaufnahme reduziert und bei Personen mit Typ-2-Diabetes einen signifikanten Gewichtsverlust bewirkt.
Biologische Aktivität
Retatrutid (LY3437943) ist ein einzelnes Lipid-konjugiertes Peptid, das als potenter Agonist des humanen GCGR, GIPR und GLP-1R wirkt. Im Vergleich zu nativem humanem Glucagon und GLP-1 zeigt Retatrutid eine geringere Potenz am GCGR und GLP-1R (0,3× bzw. 0,4×), weist jedoch eine deutlich erhöhte Potenz (8,9×) am GIPR im Vergleich zum glukoseabhängigen insulinotropen Polypeptid (GIP) auf.
Wirkungsmechanismus
In Studien mit diabetischen Mäusen mit Nephropathie reduzierte die Gabe von Retatrutid die Albuminurie signifikant und verbesserte die glomeruläre Filtrationsrate. Dieser protektive Effekt wird der Aktivierung des GLP-1R/GR-abhängigen Signalwegs zugeschrieben, der antiinflammatorische und antiapoptotische Wirkungen im Nierengewebe vermittelt.
Retatrutid moduliert zudem direkt die glomeruläre Permeabilität und verbessert so die Fähigkeit zur Harnkonzentration. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Retatrutid im Vergleich zu herkömmlichen Therapien bei chronischer Nierenerkrankung wie ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptorblockern (ARB) bereits nach vierwöchiger Behandlung eine deutlichere Reduktion der Albuminurie bewirkt. Darüber hinaus zeigte es eine höhere Wirksamkeit bei der Senkung des systolischen Blutdrucks als ACE-Hemmer oder ARB, ohne dass signifikante Nebenwirkungen beobachtet wurden.
Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen von Retatrutid betreffen den Magen-Darm-Trakt und umfassen Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und Verstopfung. Diese Symptome sind in der Regel leicht bis mittelschwer und klingen mit einer Dosisreduktion meist ab. Etwa 7 % der Studienteilnehmer berichteten zudem über ein Kribbeln auf der Haut. In den Gruppen mit höherer Dosierung wurde nach 24 Wochen ein Anstieg der Herzfrequenz beobachtet, der sich später wieder normalisierte.